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Abtauchen ins Klosterleben 

Das Ensemble probt derzeit das neue Stück „Der Name der Rose“. Auf die Schauspieler warten dabei viele Herausforderungen. 

Ein Bericht der Augsburger Allgemeine.


Von Claudia Hamburger

 

Es war eine E-Mail, die ihn nun in eine Benediktinerabtei des 14. Jahrhunderts führt. Vor etwa zwei Jahren äußerte Christian Faul auf elektronischem Wege den Wunsch, beim Theater der Freilichtbühne Donauwörth mitzumachen. Heuer wird er bei der Aufführung des Romans „Der Name der Rose“ von Umberto Eco auf der Bühne stehen – als einer der Hauptdarsteller.

 

„Es ist sehr schön, nach nur zwei Jahren eine richtige Rolle zu spielen“, sagt der 21-Jährige. Er verkörpert den Novizen Adson. Auf der Freilichtbühne hat Faul bei den vergangenen Aufführungen als Statist mitgewirkt. Erfahrungen mit Sprechrollen hat der Schwenninger beim Bauerntheater in Auchsesheim gesammelt. „Das Schöne an der Schauspielerei ist die Vielseitigkeit. Schauspielern ist mehr als nur Text lernen und spielen.“ Manchmal gehört auch das Erlernen des Schuhplattelns dazu, das Faul vergangenes Jahr für eine Rolle benötigte. Oder auch das Aufbauen des Bühnenbildes – denn bei der Freilichtbühne sind die Darsteller in alle Vorbereitungen eines Theaterstückes involviert.

 

So ist es auch bei dem Stück der bald beginnenden Saison. Die Benediktinerabtei, in der „Der Name der Rose“ spielt, nimmt langsam Formen an. Die Bibliothek ist bereits erkennbar, genauso wie die Kammern der Mönche und die Küche. Auf dem großen runden Platz vor den bemalten Holztafeln steht Faul zusammen mit etwa acht weiteren Schauspielern. Sie proben den ersten Akt. Während sie in den vergangenen Monaten im Vereinsheim an Gestik und Mimik gearbeitet haben, kommen hier draußen auf der richtigen Bühne neue Aspekte hinzu. „Es ist ein großer Unterschied. Hier muss man es schaffen, den ganzen Raum auszuspielen“, weiß Regisseur Wolfgang Schiffelholz. Besonders die Betonung muss dafür sitzen. „Da muss mehr Leben drin sein“, ruft er deshalb einem der Schauspieler zu.

 

Dass die Betonung wichtig ist, weiß auch Jürgen Lechner. Er spielt den Franziskanerpater William von Baskerville, ebenfalls eine Hauptrolle. „In dem Stück läuft sehr viel über den Text“, sagt der 54-Jährige, der vor der Kürzung einiger Passagen rund 290 Einsätze hatte. „Die große Herausforderung ist, die ganze Zeit über konzentriert zu sein.“ Dennoch freut es den Augenoptiker aus Schweinspoint sehr, dass die Wahl auf dieses Stück gefallen ist. Die Buchvorlage und den Film habe er bereits vor Jahren gelesen beziehungsweise gesehen. Beim Spiel kommen nun Erinnerungen an jene Zeit wieder hoch. „Und man kann so richtig eintauchen in die Atmosphäre vom Kloster, ins Mystische“, sagt er. Damit auch der Zuschauer das bald kann, feilen die 19 Sprecher, 30 Statisten und 30 weiteren Beteiligten an den Feinheiten der Aufführung. Noch wird besprochen, wer wann von wo auf die Bühne kommt und wieder abgeht. Und auch an Ton und Licht wird derzeit gearbeitet. „Als ich 2012 die E-Mail geschrieben habe, um beim Freilichttheater mitzumachen, wusste ich noch nicht, wie viel Arbeit hinter den Aufführungen steckt“, sagt Christian Faul. Aber die Arbeit lohnt sich. Zumindest sind die Proben vielversprechend.

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